Bellbird Transmitter

Bellbird Transmitter

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Ein Sound taucht aus der Ferne auf, beginnt mit uns vertraut zu werden, nimmt uns unmerklich gefangen – bis jäh ein Groove hinzutritt, der Motive, Figuren, Themen in die Musik trägt. Verschiedene, um nicht zu sagen, gegensätzliche Prinzipien durchdringen sich, bis daraus ein Ganzes hervorgeht. Auf mikroskopische Kleinteiligkeit wird dabei ebenso viel Augenmerk gelegt wie auf die kosmische Logik des Gesamtprozesses. Bei Bellbird – der Name sagt es – trifft das Statische mit dem Dynamischen zusammen, das Sangliche mit dem Mechanischen, das spontan Verspielte mit dem unausweichlich Vorbestimmten. Alles hat seinen Platz, kein Ton, kein Beat, kein Farbhauch, keine Intention wäre überflüssig. Die Holzbläser Christoph Möckel und Holger Werner, Gitarrist Tobias Hoffmann, Pianist Marco Mlynek, Bassist Oliver Lutz und Drummer Max Andrzejewski bilden ein in sich geschlossenes, zwölfhändiges Orchester, das nicht nur perfekt aufeinander eingespielt ist, sondern sich in seiner individuellen Gegensätzlichkeit auch hervorragend ergänzt. Bellbird ist eine jener jungen deutschen Jazzgruppen, die auf der ebenso vitalen wie kreativen Achse Köln-Berlin in Aktion treten. Im Gravitationsfeld vielversprechender Bands wie Expressway Sketches, Max Andrzejewskis Hütte, Tobias Hoffmanns Fallschirme oder bestimmten Formationen um Pablo Held werden hier die Möglichkeiten des interurbanen Dialogs der beiden aktuell umtriebigsten deutschen Jazzbiotope ausgelotet, der erstaunlich vielseitige Ergebnisse zutage fördert. Es macht wenig Sinn, aufzuzählen, mit wem die sechs Beteiligten individuell schon gelernt, geworkshopt, produziert und zusammengespielt haben. Denn sie definieren sich weniger über bereits zurückgelegte Wegstrecken als über die gewaltigen Vorhaben, die noch vor ihnen liegen. Jazz ist auf „Transmitter“ kein abgehobenes Klangweltbild einer überqualifizierten Musikerelite, der es völlig egal ist, ob ihr überhaupt noch jemand zuhört. Jazz präsentiert sich hier als alternative Lebenskultur junger Menschen, die sich ebenso leidenschaftlich mit Hardcore, HipHop oder Americana identifizieren können. Diese Musik ist uneingeschränkt Jazz, und doch sind keinerlei Vorkenntnisse notwendig, um sich in ihr wiederzufinden. Bellbird spielen mit Klangfarben und Formen, die pointiert und kleinteilig verzahnt werden. Der zur Zeit im niederländischen Maastricht lebende Pianist und Bandleader Marco Mlynek macht aus seinen kompositorischen Vorlieben keinen Hehl. Selbstbewusst erzählt er seine Geschichte – komplettiert durch den jeweils besonderen Sound und die handwerkliche Bravour, der seine Mitmusiker auszeichnet. So entsteht ein dichter, homogener und eigener Klang. Bellbird vermitteln sehr individuell zwischen dem Postbop der mittleren sechziger Jahre und dem Minimalismus eines Steve Reich. Als Komponist beweist Mlynek aber auch eine sichere Hand bei der Rückübersetzung elektronischer Prozesse in einen akustischen Kontext. In dieser Hinsicht ist Bellbird Postrock-Bands wie Tortoise und Battles vielleicht näher als einem großen Teil der Jazzgeschichte. Woher welcher Einfluss kommt, spielt im Ergebnis nur noch eine untergeordnete Rolle, denn das Ziel ist wichtiger als die Herkunft. So weich und angenehm das Farbspektrum der Gruppe ist, machen Mlynek und Co. es dem Ohr dennoch nicht zu einfach. Der Sound von Bellbird ist ebenso leicht und melodiös wie zerbrechlich. Ständig verändert sich die Beschaffenheit der Klangoberflächen. Es macht Spaß, sich darauf einzulassen, mit jedem Hören immer Neues zu entdecken. Marco Mlynek geht es um das gemeinsame Erleben von Musik: „Ich liebe den Jazz, habe in meine Musik jedoch auch Ideen und Elemente des Pop einfließen lassen, um aus dieser konzertanten Grundsituation einen anderen Umgang mit dem Publikum abzuleiten. Unsere Musik will sehr einfach und klar sein. Natürlich haben wir auch eine Leidenschaft für die komplexeren Anteile in der Musik, wollen die aber so klingen lassen, dass es keiner mitbekommt.“ Schon während der Aufnahmen zu Transmitter sei allen beteiligten Musikern klar geworden, so Mlynek, dass es nicht darum gehen kann, dass jeder seine individuelle Freiheit auslebt, sondern dass er seinen Sound in den Gesamtklang eingibt. Es mag vermessen erscheinen, dies von einem Newcomer zu behaupten, aber Mlynek findet für die großen Klangfragen unserer Zeit vergleichbare Lösungen wie Eric Dolphy und Andrew Hill für die Musik um 1964. Er macht das Komplizierte einfach und das Einfache ein bisschen komplexer. Mit Bellbird tut sich dem deutschen und europäischen Jazz ein Stück Zukunft auf, das mitten in der Alltagserfahrung der Gegenwart verankert ist, mit seinem Lebensentwurf aber auch neue Perspektiven eröffnet.